Sehr geehrte Zuschauerinnen und Zuschauer, liebe Sponsoren, liebe Fans und treue Wegbegleiter,
das letzte Jahr war alles andere als ein normales Jahr. Die Corona-Situation hat auch im Handballsport seine Spuren hinterlassen und es hat sich einiges verändert. Auch wir bei der TG 88 Pforzheim haben dies zum Anlass genommen und ein paar kleine Änderungen vorgenommen. Wir möchten die neue Saison, welche bereits für das 3. Liga Team am kommenden Samstag, den 04.09. in Freiburg beginnt, nicht mit einem Saisonvorbericht starten, sondern haben den sportlichen Leiter Matthias Schickle und den Cheftrainer Henning Rupf ins Kreuzverhör genommen. Im Folgenden findet Ihr das Interview mit den Beiden.
Es gab bereits im April die Meldung, dass die Mannschaft neu aufgestellt wird und das Spiel nicht mehr auf einzelne Spielerinnen fokussiert werden soll. Wie hat die Mannschaft die neue Situation aufgenommen und wo sieht die sportliche Leitung den positiven Effekt in der neuen Formation?
Matthias: Wir haben uns intensiv mit der Zusammenstellung des neuen Kaders beschäftigt und wollten der Mannschaft ein neues Gesicht geben. Veränderungen waren aus Sicht der verantwortlichen Personen zwingend notwendig, um die Mannschaft für die Zukunft auszurichten und die Spielphilosophie des Trainers umzusetzen. Die Spielerinnen, die gehalten wurden plus die neuen Spielerinnen wurden in den Gesprächen zur neuen Ausrichtung informiert und gehört. Hier gab hier ein sehr positives Feedback mit einer hohen Identifikation zur neuen Struktur und Philosophie.
Henning, Du hattest in der Vorbereitung eine noch sehr junge Mannschaft zu formen. Wo waren Schwierigkeiten und sind diese jetzt beseitigt?
Henning: Ich würde solche Themen grundsätzlich nicht als Schwierigkeiten, sondern eher als Herausforderungen bezeichnen. Herausfordernd bei einer solch jungen Mannschaft ist sicherlich, dass eine gewisse Unerfahrenheit im Umgang mit Spielsituationen da ist und dort zuweilen etwas ungestüm agiert wird. Das wird sich aber mit der Zeit und mit dem Sammeln von Erfahrungen legen. Und natürlich bleiben hier auch Rückschläge nicht aus, die Konstanz ist bei jungen Spielerinnen einfach in der Regel noch nicht immer da. Da folgt auf ein überragendes Spiel auch mal ein eher schwaches Spiel – das ist allerdings in der Entwicklung ganz normal und auch erlaubt. Ansonsten hat die komplette Truppe super mitgezogen, ist willig und ehrgeizig und setzt Vorgaben mittlerweile auch gut um. Ich denke, die Mädels sind aller super lernwillig, daher macht die Arbeit zusammen auch richtig Spaß und als Trainer ist es überragend, wenn du dann auch die Fortschritte auf der Platte sehen kannst
Die Mannschaft hatte leider nur wenige Trainingsspiele, aufgrund einiger gegnerischen Absagen der Termine. Wie sind die Spiele von außen betrachtet abgelaufen? Konnte die Mannschaft schon anfänglich überzeugen und Qualitäten zeigen?
Matthias: Die Häufigkeit der Spielabsagen war tatsächlich ein doch sehr störendes Thema. Testspiele dienen der Standortbestimmung in verschiedenen Trainingsphasen und hier sind die Spiele teileweise sehr kurzfristig mit verschiedensten Begründungen abgesagt worden. Die Testspiele, die schlussendlich stattgefunden haben, zeigten schon ein sehr klares Bild der neuen vom Trainer geforderten Spielweise. Hohes Tempo, aggressive Deckung, schnelles Umschaltspiel. Die Mannschaft hat diese Spielweise angenommen und teilweise bereits sehr gut umgesetzt. Da der Kader auch zukunftsorientiert verjüngt wurde, fehlt es ab und an noch an Ruhe und Übersicht, aber hier wird die Entwicklung und Spielerfahrung sicher in der Saison sichtbar werden. Leider gab es auch einige Verletzungen zu beklagen die gerade, wenn ein neues Spielsystem mit neuer Mannschaft eingespielt werden muss doch sehr weh tun und den Einspielprozess verlängern.
Wie sieht der Teamspirit aus? Hat die neue Formation sich zu einer Einheit zusammengeschlossen?
Henning: Auf jeden Fall! Wir haben diese Saison eine, sowohl sportlich, als auch menschlich, super Truppe zusammen. Es herrscht innerhalb der Mannschaft ein sehr guter Zusammenhalt, die Mädels verstehen sich, unterstützen sich, aber können auch kritisch miteinander umgehen, wenn es die Situation erfordert. Hier spielt dann auch das Alter keinerlei Rolle, da laufen auch die „Küken“ mit den „Oldies“ auf einer Wellenlänge. Der Teamspirit ist wirklich top, die Mädels haben sehr schnell zu einer Einheit zusammengefunden und verkörpern das auch nach außen. Das zu beobachten, macht richtig Spaß!
Genug zur Vorbereitung, richten wir den Blick nach vorne auf die bevorstehende Zeit. In den Testspielen wurde einiges ausprobiert, auch bedauerlicherweise bedingt durch Verletzungen. Wo liegen schon erste Stärken der Mannschaft und woran muss noch für die anstehenden Saisonspiele gearbeitet werden?
Henning: Eine große Stärke von uns ist dieses Jahr sicherlich, dass wir sehr ausgeglichen besetzt sind und dort über das Kollektiv kommen können. Eine weitere Stärke ist sicher das hohe Tempo, dass die Mannschaft mitbringt und die unterschiedlichen Spielertypen, die wir haben. Außerdem sind in der offensiven Abwehr auch schon punktuell gute Ansätze zu erkennen, genauso im Angriff, wo wir phasenweise schon richtig gut mit Druck den Ball laufen lassen und uns klare Chancen erspielen. Arbeiten müssen wir weiter an der Abwehr – da brauchen wir noch mehr Aggressivität und Fouls, müssen das Zentrum besser schließen. Im Tempospiel, vor Allem bei der schnellen Mitte, brauchen wir noch mehr Struktur und weniger Hektik, aber die bekommen wir nur durch Matchpraxis. Insgesamt müssen wir, sowohl vorne als auch hinten, noch konstanter werden. Es wird mir auf jeden Fall nicht langweilig werden und es gibt sowieso immer etwas zu tun!
Matthias: Da ich als sportlicher Leiter eher von draußen auf die Mannschaft schauen, ist es eine Freude zu sehen, hier steht ein Team auf der Platte. Im Training wird konzentriert gearbeitet und „alle“ ziehen an einem Strang. In Summe sehe ich eine hochmotiviere Mannschaft und Spielerinnen, die man eher bremsen muss, gerade dann, wenn mal das ein oder andere Wehwehchen auskuriert werden muss. Die Mannschaft kommt sicher aus dem Kollektiv und die Balance zwischen erfahrenen und jungen Spielerinnen scheint gelungen. Der Spruch „die Mannschaft ist der Star“ trifft es denke ich sehr gut.
Das erste Spiel wird eine Hausnummer. Mit dem Zweitliga-Absteiger der HSG Freiburg steht ein Gegner an, der in den letzten Monaten in der zweiten Liga einem normalen Spielbetrieb nachgehen konnte. Auch wenn die Favoritenrolle klar nach Freiburg geht, wo sehen siehst du Chancen der Mannschaft und gibt es einen „Trick“ den Gegner gekonnt zu ärgern?
Henning: Ich freue mich richtig auf das Spiel! Freiburg hat eine richtig gute Qualität im Kader, geht ein hohes Tempo, kann auch offensiv decken – ich denke das kann ein richtig attraktives Spiel werden. Leider haben wir fürs erste Spiel noch nicht alle Mädels an Bord, die Ausfälle tun uns teilweise doch schon sehr weh. Nichtsdestotrotz werden wir eine Mannschaft auf der Platte sehen, die heiß sein wird, von Beginn an Vollgas gibt und kämpft bis zum Umfallen. Ich denke, wenn wir unser Potential auf die Platte bringen, die Nervosität im Griff haben, in der Abwehr einige Ballgewinne haben und die Fehlerquote niedrig halten, dann können wir Freiburg ärgern. Aber ganz klarer Favorit in diesem Spiel sind natürlich die Freiburgerinnen, die ganz andere Ambitionen haben und bei dem diesjährigen Modus das erste Spiel fast schon gewinnen müssen. Der Druck liegt bei ihnen, wir können befreit aufspielen und uns auf ein überragendes Spiel freuen.
Matthias: Die Aufgabe ist sicher keine Leichte, aber in der 3.Liga gibt es keine leichten Aufgaben. Den Gegner ärgern bringt es auf den Punkt. Die Mannschaft soll im ersten Spiel unbekümmert versuchen Ihr Spiel zu machen. Leider sind wir durch die Verletzungen noch nicht komplett aber das Problem haben auch andere Vereine. Jedes Spiel wird erst gespielt und danach gibt es ein Ergebnis. Freiburg ist Favorit, wir der Underdog. Diese Rolle wird das Team, davon bin ich fest überzeugt, mit allem was Sie hat annehmen und Überraschungen gibt es Sport immer wieder.
Die Staffeleinteilung bringt seine positiven, aber auch negativen Seiten mit sich. Positiv durchaus, dass die Fahrwege nicht ganz so weit bis Köln und Düsseldorf sein werden, negativ aber, dass es 22 Absteiger in die Oberligen gibt. Was ist das Ziel der Mannschaft und wie soll das erreicht werden ? Wie sieht die sportliche Leitung das Thema?
Matthias: Die Situation ist wie Sie ist und wir werden entsprechend alles daran setzen auch in der nächsten Saison in der 3. Liga zu spielen. Der Mehrabstieg und der neue Spielmodus sind ungewohnt, aber man sollte Veränderungen nicht immer erst negativ sehen, sondern dies eher als Chance nehmen sich weiterzuentwickeln. Die Weiterentwicklung ist der Schwerpunkt, den wir uns mit dem neuen Team gesetzt haben. Wir sind überzeugt, dass die Mannschaft in jedem Spiel alles in die Waagschale werfen wird, das Ziel Klassenerhalt zu meistern.
Henning: An allererster Stelle steht für mich das Ziel, die Mannschaft stetig weiterzuentwickeln, ihr das Handwerkszeug mitzugeben, um verschiedene Situationen lösen zu können und immer mehr Sicherheit ins eigene Spiel zu bekommen. Wenn wir hier die verschiedenen taktischen Dinge mehr und mehr verinnerlichen und vor allem Sicherheit und Kontinuität in unser Spiel bringen, dann werden sich auch Erfolge einstellen. Ziel ist natürlich erneut der Klassenerhalt, das steht über allem. Bei dem diesjährigen Modus wird das eine heftige Nummer, Schwächephasen könnten extrem teuer werden. Wir würden natürlich gerne der Abstiegsrunde aus dem Weg gehen, dafür müssten wir mindestens auf Platz 6 kommen. Und das wird knackig werden, ich schätze die Staffel – bis auf die aus meiner Sicht Top 3 (Freiburg, Schozach, St. Leon) sehr ausgeglichen ein. Und wie wir die Ziele erreichen wollen: wie immer im Sport gilt: ohne Fleiß, kein Preis…hier setzen wir klar auf kontinuierliche, konsequente und auch harte Arbeit. Da ist mir schon auch bewusst, dass ich teilweise viel von den Mädels erwarte und verlange – aber ich denke jede weiß, wofür sie das tut und freut sich über die jeweiligen Entwicklungsschritte.
Der Fokus soll auf das Tempospiel und eine aggressive Abwehr gelegt werden. Welche Formationen wurden einstudiert und worin liegen jeweils die Stärken? Mit welcher Formation konnte sich die Mannschaft bisher besser beweisen?
Henning: Ganz klar: mit unserer Mannschaft, möchte ich in der Abwehr vorwiegend in der 3:2:1 agieren, hierfür sind die Mädels von den Anlagen her prädestiniert. Aber wir müssen auch die Möglichkeit haben, in einer defensiveren Variante in der 6:0 zu decken und je nach Situation vielleicht auch mal 5:1. Wir haben viel für die 3:2:1 getan, haben hier auch schon Fortschritte gemacht, müssen aber wie bereits erwähnt weiter am Ball bleiben. Es haben beide Formationen teilweise bereits gut funktioniert – teilweise hatten wir aber auch in beiden Formationen Probleme. Wir werden sehen, mit welcher Abwehrvariante wir am Samstag beginnen werden…Das Tempospiel muss wie erwähnt noch sicherer und strukturierter werden…die wichtigste Voraussetzung, ein hohes Grundtempo, haben wir in jedem Fall.
Wir sind schon jetzt gespannt auf die anstehenden Spiele und freuen uns auf Euch, unsere Zuschauer. Wir würden uns freuen, Euch regelmäßig in der Fritz-Erler-Sporthalle begrüßen zu dürfen, um Euch von unserem Handballspiel zu begeistern.
Abschließende Worte der Beiden im Anschluss:
Henning: Ich hoffe, dass wir endlich wieder eine komplette Saison durchspielen können und dabei auch immer mit Zuschauern agieren können – ohne Zuschauer ist es nicht dasselbe. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir in der kommenden Saison zahlreiche Fans, vielleicht auch mal ein paar neue, für die Spiele in der Fritz-Erler- Halle begeistern können und auch auswärts die eine oder andere Unterstützung mit an Bord haben. Die Mannschaft hat dies in jedem Fall verdient und wird den Zuschauern einen modernen, schnellen und attraktiven Handball bieten, in jedem Spiel alles geben und bis zum Schluss um jeden Ball kämpfen! Abschließend wünsche ich allen anderen Mannschaften der TG 88 ebenfalls eine erfolgreiche und verletzungsfreie Saison!
Matthias: Wir alle sind erstmal froh nach so langer Zeit wieder Handballspielen zu können und auch unsere Zuschauer, Sponsoren und alle, die uns Jahrelang begleitet haben in der Halle begrüßen zu dürfen. Die Pandemie hat nach wie vor einen hohen Einfluss auf das soziale Leben, damit auch auf den Sport. Die Anforderungen an die Vereine den Trainings- und Spielbetrieb zu gewährleisten ist zwischenzeitlich eine Mammutaufgabe, die gestemmt werden muss. Hier gilt der Dank allen helfenden Händen, die Woche für Woche durch Ihren Einsatz den Handballsport bei der TG88 Pforzheim ermöglichen. Die Mannschaft mit dem Trainerteam freut sich sehr, alle Fans, Sponsoren, Gönner Freunde und Zuschauer in hoffentlich großer Zahl bei den Heimspielen und gerne auch zur Unterstützung bei den Auswärtsspielen begrüßen zu dürfen.